„Sucht wird verstanden als das zwanghafte Verlangen nach bestimmten Substanzen oder Verhaltensweisen, die Missempfindungen vorübergehend lindern und erwünschte Empfindungen auslösen. Die Substanzen oder Verhaltensweisen werden konsumiert bzw. beibehalten, obwohl negative Konsequenzen für die betroffenene Person und für andere damit verbunden sind. Sowohl der Konsum von psychoaktiven Substanzen wie Alkohol, Tabak, Medikamente, Heroin, Cannabis, Ecstasy u.a. als auch Verhaltensweisen wie Glücksspiel, Essen, Arbeiten, Fernsehen etc. können zwanghafte Züge annehmen, die Suchtcharakter haben.“ [41]
Auf diesen Erkenntnissen aufbauend schaffte die „International Classification of Diseases and Related Health Problems“, kurz ICD 10 klare Richtlinien und beinhaltet eine internationale Klassifikation von Krankheiten und Gesundheitsproblemen, welche von der Weltgesundheitsorganisation WHO erstellt wurde. Alle Suchtformen sind in der ICD 10 zu finden. Die vorgenannte Klassifikation von Krankheiten und Gesundheitsproblemen, die mittels eines sogenannten „Diagnoseschlüssels“ dargestellt werden, gilt es nicht nur in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren, sondern auch immer wieder zu aktualisieren, damit eine einheitliche Benennung der ärztlichen Diagnosen erfolgen kann. Mit diesen vorgegebenen Kriterien, die im nachfolgenden Text noch näher beschrieben werden, können Experten prüfen, ob ein von ihnen anerkanntes Krankheitsbild auch tatsächlich vorliegt. Durch die nun mehr weltweit anerkannte Klassifizierung der Weltgesundheitsorganisation wird es möglich, verschiedene Forschungen zu betreiben, Statistiken miteinander zu vergleichen und letztlich schneller und effektiver den Betroffenen helfen zu können. [42] Als süchtig oder abhängig, werden Menschen bezeichnet, die folgende vier Aspekte durchlebt haben. Anfangs besteht der Gebrauch nur unter der sinnvollen Verwendung des Stoffes, dieser wird nur gelegentlich eingenommen um beispielsweise eine bestehende Krankheit zu behandeln. Wenn jedoch dieses Mittel eigentlich nicht mehr benötigt wird, man es aber trotzdem weiter einnimmt, da es unterdessen als Genuss empfunden wird, folgt die Phase des Missbrauches. Dies ist der Punkt, an dem die vom Körper des Konsumenten als guttuende Substanz immer häufiger und teilweise auch in höheren Dosierungen zu sich genommen wird. Danach kommt es zu einer Art Gewöhnung. Hier meint der Suchtkranke, nicht mehr ohne die schon bezeichnete Droge leben zu können, dass bedeutet der Betroffene baut eine enge Bindung zu diesem Suchtmittel auf. Diese Phase bezeichnet man als fließenden Übergang in die Abhängigkeit. Daraus folgt, dass der Körper eine Art Suchtgedächtnis ausprägt. Die für ihn nun nicht mehr wegzudenkende Substanz wirkt beruhigend oder auch entspannend auf den Betroffenen. Das begehrte Mittel wird nun immer mehr zum Lebensinhalt des Suchtkranken. Die bereits genannten erhöhten Dosen der Droge führen nun dazu, dass man immer tiefer in die Abhängigkeit rutscht. Auch der Stoffwechsel verändert sich dahingehend, dass die Substanz darin eingegliedert wird und Entzugserscheinungen auftreten. Dies ist eine Art von Toleranzbildung, das bedeutet, dass der Körper immer mehr Dosen der Droge toleriert und dies kann zu einer Vergiftung oder im schlimmsten Fall zum Tode führen. Die Entzugssymptome können sich zum Beispiel durch innerer Unruhe, Schwitzen, Nervosität, Frieren, Übelkeit, Erbrechen und in allgemeinen Schmerzen zeigen. Der erste Schritt, um aus dieser Erkrankung herauszukommen, ist die eigene Einsicht, dass man suchtkrank ist und Hilfe beim Ausstieg aus der Krankheit braucht. Meist ist diese Erkenntnis jedoch nicht der Fall, denn viele betroffene Menschen können sich nicht eingestehen, dass sie ein Problem haben und professionelle Hilfe brauchen. Somit wird oft eine sogenannte CO-Abhängigkeit ausgelöst, was so viel bedeutet, als das auch Freunde und Familien mit hineingezogen werden. Diese bekommen mit, wie sehr der Abhängige leidet, welche negativen Verhaltensweisen er aufweist, die beispielsweise bis hin zu Gewaltausbrüchen führen können. In manchen Fällen kann dies sogar zum Verlust der Arbeit des Suchtkranken zur Folge haben. Die Angehörigen fühlen sich meist schuldig an der Erkrankung, sodass die Sucht des Betroffenen zur Familienkrankheit wird. [43] Zusammengefasst kann man sagen, dass sich die Abhängigkeit in drei Phasen entwickelt. In der Einleitungsphase kommt es zum ersten Kontakt mit dem Suchtmittel und dies wird als positives Erlebnis aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt ist das Aussteigen noch möglich, aber wird von den Betroffenen abgelehnt. In Phase zwei, die als kritische Phase bezeichnet wird, kommt es zu einer Art Gewöhnung an das zukünftige Leben mit dem Suchtmittel. Man weicht seiner Umwelt aus und ein Aussteigen ist nun schon nicht mehr möglich. Die sind Betroffenen sind nicht davon überzeugt, aufhören zu müssen. In der chronischen Phase herrscht die absolute Abhängigkeit vor, diese zeigt sich mit Kontrollverlust. Aus dem anfangs noch konsumierten Mittel, wird nun eine zwanghafte Einnahme. Es kommt zum Wirkungsverlust und zur bereits erwähnten Dosissteigerung der Droge. Somit wird das wahre Leid offenbart und ein Ausstieg ist unmöglich, obwohl in dieser Phase das Aussteigen oft mehr als gewünscht wird. [44] Sollte man sich letztendlich doch dazu entschließen, sich Hilfe bei Beratungsstellen zu suchen, ist es unter anderem möglich, sich Hilfe bei einer Suchtberatung zu holen, in der die Vermittlung von suchterkrankten Menschen zur optimalen Behandlung gewährleistet wird. Der nächste wichtige Schritt wäre eine Suchteinrichtung aufzusuchen, welche auch wichtig für Angehörige wäre, denn dort wird mit Hilfe von Workshops oder auch Vorträgen, die Aufklärung zu Suchterkrankungen und deren Begleiterscheinungen durchgeführt. Bei der physischen Abhängigkeit ist neben einer fachmännischen Betreuung auch ein körperlicher Entzug in einer qualifizierten Entgiftungseinrichtung notwendig, um die Betroffenen vor Folgekrankheiten zu bewahren. Die Dauer des Entzuges richtet sich dabei nach dem Grad der Abhängigkeitserkrankung.
Nach der Entgiftungseinrichtung gibt es die Möglichkeit, eine Entwöhnungsbehandlung anzuschließen. Dabei geht es hauptsächlich darum, mit Hilfe von Fachpersonal mit den Betroffenen auf psychischer Ebene zu arbeiten. Hier erfolgen täglich verschiedene Therapien, die helfen sollen, sich mit dem eigenen Leben in Verbindung mit der Suchterkrankung auseinanderzusetzen. Die Dauer einer Langzeittherapie kann zwischen drei und neun Monaten erfolgen. Dies ist abhängig von der Art der Sucht. Solche Behandlungen werden in Thüringen in Bad Klosterlausitz, Marth, Bad Blankenburg und Römhild angeboten. Am Ende jeder Entwöhnungen besteht die Möglichkeit eine Adaptionseinrichtung zu besuchen. In der das Leben ohne das Suchtverhalten stabilisiert und ausgebaut werden soll. Diese befinden sich unter anderen in Erfurt, Großburschla, Römhild und Weimar.
Erst nach diesen drei Stationen ist ein alltägliches Leben in der Gesellschaft ohne das vorher benötigte Suchtmittel möglich, wobei es auch hier immer wieder zu Rückfällen kommen kann. [45]