Koffein unter spezieller Beobachtung der Antidopingagenturen
Allgemein ist zu benennen, dass Energydrinks und deren spezielle Inhaltstoffe auf keiner Dopingliste der NADA oder WADA stehen. Bis einschließlich des Jahres 2003 wurde jedoch der Stoff Koffein international als Doping eingestuft. Er stand auf der internationalen Dopingliste der WADA, die wie bereits gesagt für alle Sportler bei internationalen und nationalen Wettkämpfen gilt. Man testete die Wettkampfteilnehmer auf das aufputschende Mittel, das unter die Gruppe der Stimulanzien fiel. [105] Stimulanzien zählen als Aufputschmittel und
„ihre Wirkung ist vergleichbar mit der Wirkung der körpereigenen Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin.“ [106]
Um Sportlern jedoch den Konsum der koffeinhaltigen Genussmittel, wie Kaffee oder Cola nicht vollständig zu verbieten, wurde ein Grenzwert von Koffein für Sportler bei Wettkämpfen festgelegt. 12 μg pro ml Urin galten als positiver Test und somit als Doping. So wurde von der WADA empfohlen
„nicht mehr als zwei Tassen (je 150ml) eines „normalen“ Kaffees“ [107]
an einem Wettkampftag zu sich zunehmen, um den festgelegten Grenzwert nicht zu überschreiten. Dies gilt jedoch nur als Richtwert, da jeder Körper anders auf den benannten Stoff reagiert. Studien der Deutschen Sporthochschule Köln machten deutlich, dass einige Testpersonen bereits bei der Einnahme der empfohlenen Dosis von koffeinhaltigen Kaffees den festgelegten Grenzwert der WADA überschritten. Bei einem positiven Test musste der Sportler mit Sanktionen der Antidopingagenturen rechnen. [108]
Trotz das im Jahr 2004 Koffein von der internationalen Dopingliste entfernt wurde, ist es weiterhin unter ständiger Beobachtung. Auch 2013 stand der spezielle aufputschende Stoff auf der Monitoring List, einer Überwachungsliste der WADA. Dies bedeutet, dass spezielle Stoffe, die zwar nicht auf der Dopingliste stehen, aber als kritisch gelten, mit Hilfe von Studien auf ihre Gefahren kontrolliert werden. [109]
Man sollte auch beachten, dass der erhöhte Koffeingehalt von Energydrinks von 32mg pro 100ml unter die Einstufung von Nahrungsergänzungsmittel fällt. Eine Studie der Deutschen Sporthochschule Köln beweist, dass 34,4% von 1154 befragten deutschen Leistungssportlern zu Nahrungsergänzungsmittel greifen. [110] Diese sind unter anderem auch Vitamintabletten oder Eiweiß- und Proteinshakes. Es ist erkennbar, dass man mit allen möglichen Tricks versucht, seine eigenen Leistungen zu verbessern. [111]
Guarana, ein neumodischer Muntermacher, wird ebenfalls als Mittel zur Leistungssteigerung verwendet. Das im Organismus langsam freiwerdende Alkaloid besteht bis zu 8% aus Koffein und ist ebenfalls in Energydrinks enthalten. [112] Bereits mit Hilfe kleiner Dosen von Guarana sollen die Belastbarkeit des Körpers und des Geistes erhöht werden. Man soll das Pulver etwa 60 bis 90 Minuten vor der Belastung einnehmen, um eine Leistungssteigerung zu erreichen. Erfolgt eine längere Belastungszeit des Körpers, ist eine weitere, jedoch kleinere Dosis empfohlen. Als Leistungssportler sollte man die Einnahme von Guarana jedoch mit dem behandelnden Arzt absprechen. Außerdem ist eine ausreichende Flüssigkeitszunahme erforderlich,
„da Guarana die Flüssigkeitsausscheidung des Körpers beschleunigt“. [113]
Nun stellt man sich die Frage, ob der Konsum von Energydrinks bereits als Doping zählt. Geht man von den oben genannten Angaben aus, so kann man sagen, dass die koffeinhaltigen Getränke zwar von der WADA überwachte Inhaltsstoffe besitzen, jedoch nicht als Doping zählen. Leistungssportler können also problemlos diese Getränke zu sich nehmen. Es bleibt jedoch die Frage, ob es für einen Sportler zu einer gesunden und leistungsfördernden Ernährung dazugehört, Energydrinks zu sich zunehmen.
Akzeptanz von Energydrinks bei Sportlern
Als Grundlage dient eine Umfrage der Seminarfachgruppe, die online mit 42 Leistungssportlern durchgeführt wurde. 16 männliche und 24 weibliche Sportler aus verschiedensten Disziplinen wie zum Beispiel Sportschießen, Biathlon, Handball oder Rennrodeln nahmen teil. 88,1% der Befragten waren im Alter von 14 bis 18 Jahren, eine Person war unter 14 Jahre und vier Personen im Alter von 19 bis 30 Jahren. Man sollte bedenken, dass bereits in Jugendjahren Dopingkontrollen durchgeführt werden, sobald man einen nationalen D/C Kader erreicht hat.
Besonders im Fokus der Umfrage stand ebenfalls die Frage, ob der Konsum von Energydrinks bereits als Doping zählt. Der Zeitpunkt des Konsums der koffeinhaltigen Getränke ist den Angaben zu Folge mit 88,1% meist in der Freizeit der Sportler. Außerdem erfolgt eine Einnahme vor oder während des Trainings von rund einem Zehntel der Befragten, eine Einnahme vor oder während eines Wettkampfes von knapp einem Fünftel der Leistungssportler und eine Einnahme auf der Arbeit oder während der Schulzeit von 14,3%. Man erkennt, dass die befragten Teilnehmer Energydrinks größtenteils in ihrer freien Zeit konsumieren. Trotzdem wollen die Sportler eine erhöhte Leistungsfähigkeit in ihren Disziplinen mit den Modegetränken erreichen. So nehmen 4/5 der Umfrageteilnehmer die speziellen Getränke zu sich, um eine bessere Leistung im Sport zu erzielen. Sie fühlen sich nach der Einnahme der Getränke wacher, energiegeladener und konzentrationsfähiger. Die befragten Sportler sind sich aber bei den Punkten Leistungsfähigkeit und Entspannung sehr unschlüssig, ob eine Veränderung in ihren Körpern auftritt. (siehe Ergebnisse der Umfrage für die Risikogruppe Sportler)
Man wird stutzig, wenn man die wichtige Frage, ob den Umfrageteilnehmer Situationen bekannt sind, bei denen es zu Problemen beim Konsum der koffeinhaltigen Getränke bei Dopingkontrollen kam, betrachtet. Die Mehrheit der Teilnehmer mit 95,1% verneinte die Frage, jedoch zwei Sportler bejahten sie. Anfragen bei der NADA zu der genannten Frage erbrachten aber keine gesicherten Erkenntnisse dazu. Es ist kein offizieller Fall von Dopingtests bekannt, bei denen es zu Problemen bei Dopingkontrollen in Bezug auf Energydrinks kam.
Ob ein ausgeprägtes Wissen der befragten Personen zum Thema Energydrinks und ihre Risiken vorhanden sind, ist sehr fraglich. Es handelt sich um hypertonische Getränke, die besonders bei koffeinempfindlichen Personen zu Koordinations- und Konzentrationsbeeinträchtigungen führen können. Außerdem kann es zu Erbrechen und Bauchkrämpfen bei der Kombination der hypertonen Flüssigkeiten und sportlicher Belastung kommen. Die NADA warnt ebenfalls vor den Getränken als Sportgetränk. Um ein bei sportlicher Belastung auftretenden Wassermangel auszugleichen, sollte der Sportler
„hypotone oder isotonische Getränke mit einem hohen Anteil an Maltodextrin (Mehrfachzuckern)“ [114]
zu sich nehmen. Isotonische Getränke enthalten
„gleich viel gelöste Partikel wie in einer Referenzflüssigkeit (hier: Blut) und hypotonische Getränke, wie zum Beispiel Leitungswasser, weniger gelöste Partikel als in einer Referenzflüssigkeit (hier: Blut)“ [115]
Hyportonische Getränke sind für sportliche Betätigungen eher ungeeignet, da sie auf Grund ihrer höheren Teilchenkonzentration, als die im Blut , und ihrem hohen Kohlehydratanteil eine Verdünnung mit Hilfe zusätzlicher Flüssigkeiten benötigen, um vom Darmsystem aufgenommen zu werden. Es könnte also ein Flüssigkeitsmangel bei einer unkontrollierten Einnahme entstehen. [116]
Ausgehend von der Sportlerumfrage sprachen sich 84,2% gegen ein Verbot des Konsums von Energydrinks für Sportler aus. (siehe Ergebnisse der Umfrage für die Risikogruppe Sportler) Es besteht nicht die Frage nach einem grundsätzlichen Verbot der Einnahme von den speziellen Getränken, aber nach der Effizienz für sie. Ist es nicht eher ungesund für einen bewusst gesund lebenden Leistungssportler solche Getränke zu sich zunehmen? Die Internetwebsite der NADA rät den Sportlern von den Getränken ab, da sie nicht leistungsfördernd sind. Sie sollten eher Fruchtsaftschorlen oder isotonische Getränke zu sich nehmen. [117]
Die Ausgangsfrage, ob der Konsum von Energydrinks bereits als Doping zählt, zeigt große Unschlüssigkeit in den Antworten der Befragten. So sind alle Antwortmöglichkeiten vertreten, wobei jedoch der größte Teil der Befragten die Frage verneint. (siehe Ergebnisse der Umfrage für die Risikogruppe Sportler) Dies lässt erkennen, dass in dieser Frage keine grundlegende Aufklärung herrscht. Die Unsicherheiten sind so zu erklären. Jedoch sind Verbotslisten der WADA für jeden Sportler zugänglich und so könnte und müsste man nachprüfen, ob Inhaltstoffe von Energydrinks, wie zum Beispiel Koffein oder Taurin für Sportler, die sich Dopingkotrollen unterziehen, erlaubt sind.
Als Gedankenanstoß ist zu erwähnen, dass einige Sportler Energydrinkhersteller wie zum Beispiel „Red Bull“ als Sponsor haben. Durch diese Unterstützung erhalten sie Fördermittel, wie Geld, aber auch Proben der Produkte der Hersteller. Oftmals werden Bilder vom Training oder Wettkampf mit diesen Produkten veröffentlicht. Viele Sportler sind sich ihrer Vorbildposition dann meist gar nicht bewusst. Junge Athleten aber auch Fans, eifern ihren Idolen nach und trinken dann ebenfalls Energydrinks, obwohl sie oft gar nicht über deren Risiken informiert sind.